Monitorstadium

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„Verstehen wir dabei Stadium (vom Französischen stade) als Stadion und Stadium, haben wir noch die heute immer schwieriger voneinander trennbaren Stränge Raum und Zeit benannt, die im Monitorstadium gleichzeitig gegenteilig erscheinen und verschwinden. Im Monitor treffen sich Sein und Schein in einer sich gegenseitig relativierenden Masse.
Diese Relativierung ist die Verunsicherung der Wirklichkeit, die Gewalt des Dazwischen, des „Inter“, wie es am Monitor erscheint, der auch ein Interface ist. Sowohl die Umwelt ist da mediatisiert als auch die Zeit vor- oder rückspulbar, was von der „Realzeit“ sprechen läßt, der wirklichen Zeit, die wiederum arretierbar ist.
Durch die rasende Beschleunigung und Bremsung der Zeit und die damit einhergehende Verkürzung oder Dehnung des Raumes können wir oft auch kaum mehr wissen, was wir von einem Zustand zu halten haben, wenn wir ihn nicht selbst aktiv bewirken. So kommt es, daß auch nicht bestimmbar ist, was für die Gesellschaft verbindlich ist, was krank oder gesund ist, wer recht oder unrecht hat usw. Auf einer feinen, hauchdünnen Grenzlinie zwischen den Extremen drohen wir in den Abgrund zu stürzen oder bewegen wir uns tänzerisch den Rhythmen der Zeit entsprechend.
Diese Linie ist letztlich nicht anderes als der Monitor, den wir überwachen oder der uns überwacht.“


Quelle: Gerhard Johann Lischka, Kunstforum Bd 105, Jan/Feb. 1990, S. 162-167

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