Mafia III:

Dividendenstripping – cum ex

Unter Dividendenstripping wird börsentechnisch die Kombination aus dem Verkauf einer Aktie kurz vor dem Termin der Dividendenzahlung und Rückkauf derselben Aktie kurz nach dem Dividendentermin verstanden. Solche Geschäfte sind häufig durch die Erlangung von Steuervorteilen motiviert. So sind Cum-Ex-Geschäfte eine bestimmte Form von Geschäften mit Aktien um den Tag der Dividendenauszahlung herum. Investoren und Banken handeln Aktien eines DAX-Konzerns mit („cum“) Dividendenanspruch, also vor dem Auszahlungstag, wenn die Dividende noch nicht ausgezahlt ist, und ohne („ex“) Dividendenanspruch nach dem Auszahlungstag, wenn die Dividende gerade ausgezahlt worden ist. Auf die Dividende wird bei Privatpersonen automatisch eine Kapitalertragsteuer in Höhe von 25 Prozent erhoben. Institutionelle Investoren, wie zum Beispiel Fonds oder Banken, sind von der Steuer ausgenommen. Sie können sie vom Staat zurückfordern.

Die umstrittene Praxis war jahrelang üblich und ist auch mit Hilfe von Gutachten großer Anwaltskanzleien abgesichert worden. U.a. haben die HypoVereinsbank, Deutsche Bank, HSH Nordbank und Citi Deutschland Presseberichten zufolge in großem Volumen Dividendenstripping im Eigenhandel und im Kundengeschäft betrieben und sind deshalb seit 2011 in den Fokus der Steuerbehörden geraten.

Auch Mayer Brown, die Kanzlei des früheren Unions-Fraktionsvorsitzenden und Steuerexperten Friedrich Merz, soll in dem Geschäft aktiv gewesen sein. Der Selfmade-Milliardär Carsten Maschmeyer  und Dr. Ulf Johannemann, Steuerexperte der Rechtsanwaltskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer, der Milliardär Rafael Roth sowie der Fußballtrainer Mirko Slomka waren ebenso beteiligt.

Besonders wild trieb es wohl Hanno Berger, einst Regierungsdirektor in Frankfurt, ein hochintelligenter Mann, der Banken prüfte und die Tricks der wendigen Profitjäger ebenso kannte wie die Schwächen der Finanzverwaltung.

„Neue Form der Organisierten Kriminalität“ nennt es die Tagesschau am 07.06.2021. Die Staatsanwältin Frau Brorhilker ermittelt gegen 1000 Beschuldigte im größten Steuerskandal der deutschen Geschichte: Auf der Collage sind stellvertretend nur einige der „Betrüger“ abgebildet.

„Doch für viele Großkanzleien gehörten Cum-Ex-Gutachten offenbar zum Rundum-wohlfühl-Paket für Großkunden. „Anwälte sind die Huren der Macht„, sagt ein Rechtsanwalt, der mit Cum-Ex befasst ist. „Früher dienten sie der Politik, heute vor allem dem großen Geld.““

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Dividendenstripping

https://www.spiegel.de/spiegel/cum-ex-fonds-zwielichtige-aktiengeschaefte-a-1122294.html

https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/cum-ex-brorhilker-101.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Carsten_Maschmeyer

https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/banken/cum-ex-skandal-topkanzlei-freshfields-steht-vor-den-truemmern-ihrer-beratung/25279076.html?ticket=ST-15504077-fDZMomJhLqga5aWSIR1R-ap4

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Stand: 18.02.22