Hildegard Schuster (geborene Peschke)
geb. 6.Juli 1919 in Zweibrücken, gest. 12.12.2013 in Berkenthin/bei Lübeck, beigesetzt im Hauptfriedhof Zweibrücken
Abstammung:
Die Eltern von Hildegard Schuster waren der Fabrikant Otto PESCHKE (geb. am 31. Oktober 1880 in Zweibrücken, gest.am 25. Januar 1938 in Zweibrücken) der am 6.April 1918 Frau Eleonore Adeline Anna BIRKER (geb. 25. Juli 1892 in Elberfeld, gest. gestorben am 1. November 1975 in München) heiratete.
Der Vater von Otto Peschke, Carl Anton PESCHKE kam als „wandernder Schlossergeselle in die Pfalz, zunächst nach Glanmünchweiler bei Kusel und von da nach Zweibrücken. Dort übernahm er nach einiger Zeit einen Schlossereibetrieb Limbach und gründete 1884 die Baumaschinenfabrik Carl Peschke. (100 Jahre PeKaZett Geschichte)
Da die Mutter von Otto PESCHKE der „mosaischen“ Religion angehörte, war Otto Peschke nach amtlichem Sprachgebrauch Halbjude. Nach 1933, vor allem nach Erlaß der Rassengesetze 1935, wurde der bisher in Zweibrücken geachtete Fabrikant und seine Familie „geächtet“. Die Kinder aus erster Ehe, Eleonore und Ottilie, sowie die beiden Kinder aus der zweiten Ehe, Hildegard (geb. 1919) und Werner (geb. 1924), wurden als „Vierteljuden“ eingestuft und benachteiligt, was die beiden älteren Kinder bzw. deren Ehegatten besonders traf, weil diese wegen der Heirat mit den „jüdisch-versippten“ Frauen in ihrer beruflichen Laufbahn beeinträchtigt wurden.
Josef Gödde, der Ehemann von Eleonore Peschke, durfte selbst an einer privaten Handelsschule nicht mehr als Dipl. Handelslehrer tätig sein, und der Ehemann von Ottilie Peschke, Dr. jur. Fritz Danzer, konnte die angestrebte Position eines Notars erst nach 1945 erhalten.
Der Vater Otto Peschke, der 1899/1900 als sog. „Einjähriger“ bei den „Leibern“ in München, dem Königlichen Leibregiment, gedient hatte und im Ersten Weltkrieg bis zum Tod seiner ersten Frau 1915 Soldat gewesen war, starb 1938 im Alter von 57 Jahren. Die gesellschaftliche Stellung als Menschen zweiter Klasse mussten die übrigen Familienmitglieder bis zum Kriegsende 1945 ertragen.
Lebenslauf:
Hildegard Peschke wurde am 6. Juli 1919 in Zweibrücken geboren. Sie besuchte dort vom 15.April 1926 bis 10. April 1930 die Volksschule und anschließend das Humanistische Gymnasium, wo sie am 23.März 1938 als einziges Mädchen des Jahrgangs das Abitur machte, aufgrund politischer Wirren mit verkürzter Schulzeit. Sie war musikalisch, konnte Cello spielen und gerne und gut gesungen, sodass ihre Soloauftritte bei den Jahresfeiern sogar im Abiturzeugnis gelobt wurden. Von April 1938 bis März 1939 war sie im Mädchenpensionat in Freiburg i.Br.
Anschließend war Hildegard von Januar 1940 bis März 1942 als kaufmännischer Lehrling in Fa. Karl Peschke, Zweibrücken. Ab dem SS 1942 (ab diesem Zeitpunkt durften auch „nicht rein arische“ Abiturienten erstmals studieren) begann sie mit dem Studium der Betriebswirtschaft (rer. oec.) in Heidelberg und Strassburg. Infolge der Kriegsereignisse konnte sie nur bis SS 1944 studieren und so nicht ihren Abschluß machen.
Nach Ende des Krieges war sie kurzzeitig auf die Burg Pottenstein ausquartiert. Von März 1946 bis Ende September 1947 arbeitete sie als Stenotypistin und Dolmetscherin bei der Französischen Militärregierung in Zweibrücken. Danach arbeitete sie in der Außenstelle der IHK in Zweibrücken von 15.10.47 bis 31.8.1950.
Im Oktober 1950 zog sie nach München in die Rambergstr.5 und heiratete am 10.3.1951 Carl SCHUSTER. Die standesamtliche Trauung fand am Vormittag in der Nymphenburger Straße statt. Die kirchlich protestantische in der Markuskirche in München. Am 15. Oktober wurde ihr Sohn Claus Schuster geboren und am 13.Mai 1954 die Tochter Ingrid Fackler. 1954 zog sie um in die Kurfürstenstraße 29. Am 26. Februar 1965 zog die Familie in ein Haus in der Gundelindenstr. 12a.
Hildegard war Hausfrau, Mutter und Mittelpunkt des „Familienclans Schuster/Peschke“. Sie unterstützte ihren Ehemann Carl aktiv bei seinen journalistischen Tätigkeiten. Sie fungierte als „Lektorin“ für Artikel, die Carl in der Zeitschrift „Stimme der Pfalz“ veröffentlichte oder bei seinen Büchern. Und er griff gerne auf ihre zahlreichen Sprachkenntnisse in Französisch, Italienisch, Latein, Alt- u. Neugriechisch und Spanisch zurück. So half sie ihrem Mann z.B. im Sommer 1976, als er zur 200-Jahrfeier der USA eine Ausstellung im Bayerischen Landtag in München organisierte, die anlässlich des Sieges bei der Schlacht um York-Town veranstaltet wurde, und an der auch ein pfälzisches Regiment beteiligt gewesen war. In der „Pfälzer Weinstube“ am Odeonsplatz in München gründete sie den Zweibrücker Stammtisch und bemühte sich noch bis ins hohe Alter, sich regelmäßig mit den Damen aus diesem Kreise zu treffen. So verlor sie zeitlebens nie die Verbindung mit der Pfalz und ihrer Heimatstadt Zweibrücken.
Hildegard Schuster verstab am 12.Dezember 2013 in Berkenthin und wurde am 13. Januar 2014 im Hauptfriedhof in Zweibrücken beigesetzt. Die Traueransprache hielt Pfarrer Sifft untermalt von zwei Bachsonaten, die der Cellist Holger Dahms aufgenommen hat. Am Sonntag den 19.Januar wurde in der Alexanderkirche ein Gedenkgottesdienst gehalten (Gottesdient).
Stand: 01. 12. 2022